Seit dem Jahr 1927 wird alle fünf Jahre in Warschau der weltweit älteste und renommierteste Internationale Chopin-Wettbewerb ausgetragen. Vor fünf Jahren sorgte die umstrittene Jury-Entscheidung, durch die der Favorit aus Österreich nicht den Siegertitel davontrug, für Schlagzeilen. 2015 soll ein erfreulicheres Ereignis Eingang in den Blog der UNIVERSITAS finden. Während der diesjährigen Preisverleihung im ausverkauften Konzertsaal der Warschauer Nationalphilharmonie begeisterte ein Polnisch-Englisch-Dolmetscher mit seiner Konsekutivleistung die Jury und das Publikum – womöglich weltweit, denn der dreiwöchige Wettbewerb wurde in Warschau als Public Viewing auf Großleinwänden, im polnischen Fernsehen und Radio und im Internet live übertragen.
Es war eine ganz bestimmte Rede, durch die der bis dahin eher „unauffällige” Dolmetscher sichtbar wurde. Als die Juryvorsitzende aus dem Stegreif fast drei Minuten lang von der Entstehungsgeschichte des Wettbewerbs, von Chopin und seiner Musik erzählte, wurde sie von der Moderatorin mit der Bitte unterbrochen, eine Pause für die Dolmetschung zu machen. Nachdem der Dolmetscher den gesamten Redeabschnitt ins Englische übertragen hatte, applaudierte das Publikum. Die Moderatorin und die Vorsitzende kommentierten begeistert das Gehörte, indem sie meinten, dass der Dolmetscher unglaublich sei, und sich fragten, wie er sich das alles gemerkt habe.
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